Velo parkt mit Gleisanschluss

Schwammstadt jetzt

Schrittweise wird in den kommenden 15 Jahren das Gasleitungsnetz in der Stadt abgestellt. Es wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, mit Gas zu heizen oder zu kochen. Der Kanton finanziert die Umstellung auf andere Heizsysteme und den Ersatz der Gaskochherde. Die Alternative bietet das Fernwärmenetz, was gleichzeitig eine CO2-Reduktion von 70’000 Tonnen pro Jahr bedeutet, rechnet Kantonsingenieur Roger Reinauer vor.

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Rüdengasse in der Altstadt (linkes Bild) und Rennweg im Gellert (rechts)
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Das Fernwärme-Netz ist ein Jahrhundertbauwerk. Trotzdem ist die Eile gross und der Zeitplan straff, um immer auch noch an Massnahmen zur Stressreduktion des Wurzelwerks unsere Bäume zu denken. Doch mit den epochalen Hitzesommer in unseren Breitengraden drängen sich das Konzept Schwammstadt auf. Die Baubranche ist angehalten auf den aktuellen Klimanotstand zu reagieren und über das Verlegen von Rohren, die Drainage und Kanalisation hinausdenken. Wasser und Bäume stehen neu im Zentrum, nicht nur zum Erhalt pitoresker Strassenzüge sondern auch zum Schutz vor Folgen von Extremwetterphänomenen wie Starkregen und Hitze.

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Wo möglich wird in grossen Städten entsiegelt. Bild: Rue Saint-Lazare (links) und Rue de la Monnaie in Paris.
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Die Kanalisation ist bei Starkregen überfordert. Politik und Wasserbetriebe denken daher jetzt um - damit Regen dort versickert oder verdunstet, wo er fällt. Das Zauberwort heisst "Schwammstadt". Die Wasserbetriebe sprechen von einem Paradigmenwechsel: Regen wird dort gespeichert, er versickert oder verdunstet dort, wo er fällt. Denn jeder Tropfen, der abfliesst, sei ein verlorener. Werden Strassen oder Plätze saniert, wird dieses Schwamm-Element künftig mitgedacht - auch in der Innenstadt. Zudem lässt die Umweltverwaltung prüfen, welche bislang noch zubetonierten oder anders versiegelten Flächen wieder entsiegelt werden können, um Wasser zu speichern.

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Abfluss bei Starkregen dank offenem Stadtbach

Das Bächle in Freiburg i.Br. ist eine Sehenswürdigkeiten und sorgt für angenehmes Klima.
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In der Vergangenheit ist durch den Strassenbau viel Boden verdichtet worden, in Kernstädten durch das Ende des Kopfsteinpflasters. Sogar die berühmten Bächle in Freiburg im Br. drohten aufgeschüttet zu werden. Der Freiburger Automobil-Club forderte In den 1950er Jahren die Beseitigung der Verkehrshindernisse. Zum Glück blieb die Stadt standhaft und die Bächle sind erhalten blieben. Weitaus gewichtigere Argumente stehen heute für deren Erhalt. Nebst ihrem Beitrag zum pitoresken Stadtbild sorgen sie auch für ein mildes Mikroklima. Die Bächle von Freiburg i.B. haben in zwischen einige Nachahmer (siehe Bild). Inzwischen sorgen sie auch für die kluge Regenwassertrennung bei den heute öfter auftretenden Starkregenfällen, was die Kläranlagen entlastet und somit Kosten spart.

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Bächle als Inspiration bei der Neugestaltung der Gerechtigkeitsgasse von Bern (linkes Bild) und der Pelz- und Metzgergasse in Aarau.
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Geschrieben von VELOP.CH am Freitag Juli 31, 2020

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