Velo parkt mit Gleisanschluss

M wie Margarethenstrasse

Der Verkehr ist auch an mittelständisch ausgelegten Wohnlagen unappetitlich geworden. Ein bis heute intaktes Ensemble zwischen Gundeldingerquartier und Zolli, erstellt in den 30er Jahren, droht ein Wertverlust. Die Häuser sind keine Trutzburgen, die mit dicken Betonmauern und 3fach verglasten Fenstern gegen den Lärm gewappnet sind, können den Feinstaub nicht mit Klimaanlage filtern.

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Grosszügig angelegte Allee (Bildmitte) für mittelständische Wohnlage.

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Es gibt in den sogenannten Baumgartnerhäusern auch keinen Lift, dafür gut proportionierte Wohnflächen, hohe Räume zum Teil mit Stukkatur, noble Schwingtüren, Einbauschränke, Klinkerböden in Küche und Bad, Fischgratparket im Salon. Trotz ihres Alters sind die Wohnungen sehr beliebt und genügen den heutigen Ansprüchen vollauf. Die Häuser bieten im Bloc50kmantelbau angelegt viel Ruhe in den Innenhöfen und gutes Klima dank begrünten Quartierstrassen vor dem Hauseingang.

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Reglemente Lichtraumprofil (willkürliche Auswahl): Tramentwicklung mobilitaet.bs.ch | Lichtraumprofil von Strassen-, Rad- und Gehwegen koeniz.ch | TED-Normen stadt-zürich.ch | Baumersatz bei Bushaltestellen stadt-zuerich.ch
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Auch die Margarethenstrasse wird eine Behi.G.-konforme Haltestelle erhalten. Durch das begradigen der Geleise wird eine Zahl Bäume gefällt. Die Allee, die zum gewohnten Bild dieses Typus grosszügig angelegter Siedlungen gehört, wird mittelfristig verschwinden. Skizziert ist eine zusätzliche Tramkurve, welche die Pendler aus Allschwil oder Leimental direkt an den Bahnhof Gundeldingen bringen soll.

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Die Planer setzen auf ÖV um die Verkehrsströme zu bändigen. Die Pläne lagen vor 7 Jahre auf, heute geben sich die Anwohner überrascht über die baulichen Massnahmen.

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Der Ausbau des ÖV ist sehr zu begrüssen, man wünscht sich aber die Umsetzung ohne die Kettensäge. Der Kollateralschaden trifft die Anwohner sehr direkt. Urbane, mittelständische Wohnlagen und Transitverkehr, lange ging es gut. Noch in den 80er Jahren nahm der Verkehr zu, in den Nullerjahren aber ist das Verkehrsaufkommen regelrecht explodiert. Eine Entlastung durch den Gundeldingertunnel erleidet Schiffbruch, statt dessen ist die Verstetigung des Verkehrsflusses mittels Ampeln oder Tempo 30 das Programm. Doch es harzt bei der Umsetzung an der lokal- und Bundespolitik, immerhin der Ausbau von ÖV-Projekten ist aufgegleist. Aber auf das Thema Mikroklima scheinen die Planer zu wenig vorbereitet zu sein, mit Beton wird nach wie vor verschwendet und der Schaden an der Natur will kein Ende nehmen. Das darf nicht sein! Anrainer sammelten darum Unterschriften und hoffen mit Einreichen ihrer Petition das Abholzen der Bäume vor ihrer Haustüre verhindern zu können.

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Wie Recherchen ergeben bietet der Plan für Velofahrer-/innen keine substanzielle Verbesserung. Für Fussgänger aus der Pruntruterstrasse bedeutet die Querung zum Drämmli an einer schmalen Stelle stehen statt wie vorher auf einer Fussgängerinsel. Velofahrer von der Pruntruterstrasse her kommend über die Margarethenstrasse das Velo schiebend überqueren wird zum Spiessrutenlauf. Rosa/Grün: Tram/Bus bisher.

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Nachdem die ersten Bäume am 2. August 2021 der Kettensäge zum Opfer fallen, fragt sich ein mancher, zu welchem Zeitpunkt und auf welchem Weg im Vorfeld hätte opponiert werden müssen. Das ist nicht ganz einfach festzumachen, weil die Abholzung ein Nebenschauplatz der hitzigen Diskussion um das Projekt Margarethenstich war. Die Baumfällung sorgte neben der Ausgestaltung der Mauer am Margarethenhügel und der Umsiedlung seltener Schnecken im Dorenbach für vergleichsweise wenig Aufsehen.

Für kommende Infrastrukturprojekte wünscht man den Umweltverbänden, Mittel und Wege zu finden, sich mehr Gehör zu verschaffen. 2017 ermunterte der WWF die Planer die Geleise so hinbiegen, dass es für alle stimmt: Wir sind überzeugt, dass sich eine behindertengerechte Combi-Haltestelle auch ohne Baumfällung realisieren lässt.

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Priorisierung ÖV und Fussgänger

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Neue Geometrie beim Gleisbau, die Präzision an den Gehi.G-konformen Haltestellen will es so. Gut für Kinderwagen, Gehhilfen aber auch Einkaufswägeli. Die Haltestellen haben sich für Detailhändler zur Poolposition gemausert. Während sich die grossen Geschäfte darüber freuen und die Mieten ggf. als Eigentümer locker stemmen, steigt der Druck kleiner Läden. Das Gedränge des eiligen Tageseinkaufs schmälert wiederum den Komfort der Pendler. Wer von der Pharma den Bahnhof erreichen möchte, wähnt sich in der Holzklasse.

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Beispiel Greifengasse

Für Velos heisst es aufgepasst. Für unsicheren Velofahrer stellen die 23-24 cm hohen Kanten an den Haltestellen eine Gefahr dar. Mittig zwischen den Geleisen fahren lautet die Devise. Dazu muss ein Geleise gekreuzt werden, bei Regen und Eisglätte kein ungefährliches Manöver. Eine weitere Herausforderung stellt die Verknappung des Strassenraums wegen der zusätzlichen Begradigung dar, wie an der Margarethenstrasse oder etwa der Greifengasse (Grafik nachfolgend).

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Vom Unteren Rheinweg zur Mittleren Brücke kann nicht wie bisher eingebogen werden. Wenn ein Drämmli gefahren kommt muss das Velo warten.

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Beispiel Kunstmuseum-Kreisel

Ein zentraler Vorteil des Kreisels ist, dass alle Verkehrsbeziehungen möglich sind. So kann auch die Ausfahrt aus dem KUMU-Parking (heutige Ausfahrtsrampe der UBS) nur nach rechts zugelassen werden, ohne dass Autos, die in Richtung Elisabethenstrasse fahren möchten, bis zum Wettsteinplatz fahren müssen, um zu wenden. Es sind keine unnötigen und langen Umwegfahrten notwendig und die Beschränkung auf ein reines Rechtsabbiegen aus dem Parking bietet für alle Verkehrsteilnehmer/-innen eine hohe Verkehrssicherheit im St. Alban-Graben.

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Priorisiert werden Fussgänger, was gleichzeitig das Ende einer der wenigen grosszügig bemessenen Veloroute bedeutet: Wo früher die Velos die Autokolonnen überholen konnten, stehen sie vor dem Kreisel Kunstmuseum.

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Wenn sich ÖV und MIV kreuzen

Der Margarethenstich ist die Abkürzung der Tramlinie aus Binningen, Therwil, Oberwil, die heute über Umwege via Theaterstrasse, Steinenberg, den oft überlasteten Aeschenplatz zum Bahnhof SBB führt. Peter Moll, erfolgereicher Promoter des Referendums gegen den Realisierungskredit schreibt nach dem überraschenden Sieg gegen die ÖV-Ausbaupläne an der Urne im September 2017: Bei beiden Kreuzungen [zur Abzweigung Margarethen] wäre eine gesteuerte Lichtsignalanlage installiert worden. Bei beiden Kreuzungen wären unweigerlich zusätzliche Staus entstanden, die nicht nur die Gemeinde Binningen, sondern auch das Gundeldingerquartier und das Neubadquartier betroffen hätten. Obwohl es die gängige Praxis ist, mit Ampeln und ÖV-Ausbau den Verkehr zu verstetigen, gewinnt Moll den hemdsärmelig geführten Abstimmungskampf.

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Beispiel Tramhaltestelle Südlage

Nicht durchdacht: Bei Südlagen warten Fahrgäste nicht auf dem Haltestellenstreifen auf das Drämmli sondern im Schatten der Bäume. Siehe auch Thema velounfreundliche Randabschlüsse – Der Velo-/Fussweg ist manchmal der bessere Weg. Darauf möchte VELOP.CH bei der Umsetzung kommender BehiG-Haltestellen hinweisen. Siehe gemischtnutzung der Fläche.
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Geschrieben von VELOP.CH am Sonntag Juli 18, 2021

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