Die Lehenmatt-Quartier mit seinen markanten Hochhäusern grenzt an einer Seite an die Birs und stösst auf der anderen Seite an die N2 und das Gellertplateau, wo im Schwarzpark die Hirsche grasen. Hier befindet sich eine der schönsten Naturwiesen innerhalb der Stadt, eine Trockenwiese von nationaler Bedeutung, die nicht durch eingebrachte Arten verfälscht worden ist, gibt der WWF dem etwas eingekesselt wirkenden Quartier zum Trost mit.
Weitere Grünzonen befinden sich auf privatem Raum zwischen den Häuserreihen. An den Quartierstrassen hingegen dominieren die Seitenparklätze. Praktisch vor der Haustüre oder der Tiefgarage abgestellt scheint das Auto für viele Bewohner die erste Wahl der Fortbewegung zu sein, was wiederum die Freude am zu Fuss Gehen schmälert sowie Velo und Linienbus zwingt, im Einbahnverkehr zu verkehren.
Der hier vorgestellte Vorschlag eines St. Alban-Sees – bloss eine Provokation? Nicht nur! Der gegenwärtige Ausbau des Fernwärmenetzes und die damit aufgerissenen Löcher und Gräben stacheln geradezu an. Wir denken dabei auch an das Holland-Modell und verabreichen damit dem Breitequartier mehr Velo- und Trottinetverkehr (mit dem Trottinett zum Quartierparking), was dem Mikroklima ebenso zuträglich wäre. Inmitten der gegenwärtig verdichten Architektur wirken die Strassen, die noch immer der Logik der 60ern einzig dem Auto zu huldigen scheinen, ziemlich altmodisch. Bei der Sanierung der Hochhäuser von Suter+Suter 2022 wurde immerhin im Eingangsbereich mit VeloPP kosmetisch nachgebessert.
.
.Das Schwammstadtkonzept, das auf Verdunstung, Versickerung, Retention, temporären Flutungen und Notwasserwegen beruht, ist ein integraler Lösungsansatz zur Vermeidung von Schäden durch Oberflächenabfluss und zur Verminderung der Hitzebelastung. Der oben vorgeschlagene Ansatz ist verschiedentlich bereits umgesetzt und anhand zweier Beispiele beschrieben.
Ein Beispiel für die gelungene Verbindung von Funktion und Gestaltung ist der Retentionssee im Zentrum des Projektes Arkadien Winnenden81 in Stuttgart (Abb. links). Er schafft eine besondere Atmosphäre in der Siedlung, ist Lebensraum für Flora und Fauna und kann bis zu 90m3 Regenwasser zwischenspeichern, bevor es verzögert in den angrenzen Bach abfliesst (Abb. links). Der See wird ergänzt durch ein Rinnen- und Muldensystem, wodurch das Gesamtgebiet komplett ohne Regenkanalisation realisiert werden konnte.
Ein gutes Schweizer Beispiel dieser Art ist der 2006 gebaute See im Opfikerpark32 in Opfikon (ZH). Der rund 2,3 Hektar grosse See wird im Wesentlichen durch das Dachabflusswasser der angrenzenden Bebauung gespeist. Im Extremregenfall fungiert er als Retentionsspeicher. Ab einer bestimmten Höhe fliesst das Regenwasser über in die Glatt. Der See ist ein beliebter Natur- und Erholungsraum. Dank der guten Wasserqualität kann darin sogar gebadet werden.
Das Rückhaltebecken im Gebiet Wigarten36 in Wetzikon (ZH) wurde Mitte der 1990er-Jahre im Zusammenhang mit der Erschliessung und Überbauung des Quartiers erstellt. Gemäss Entwässerungskonzept ist das Gebiet im Trennsystem zu entwässern. Wegen des undurchlässigen Bodens und der Topografie kann das Regenwasser nur schlecht versickern. Die nahe gelegenen Gewässer Vogelsangbach und Lendenbach sind bereits überlastet. Mit dem Bau des Rückhaltebeckens können die im Gebiet Wigarten anfallenden Regenwasserspitzen abgefangen und dosiert in den Bach weitergeleitet werden. Das Gebiet mit seinen rund 100 Hochstammbäumen, Hecken- und Randstrukturen hat sich inzwischen zu einem Naturschutzgebiet von kommunaler Bedeutung entwickelt (Abb. rechts).
Die Wohnsiedlung in der Lehemmatte entstand 1913 bis 1966 auf von der SBB erworbenem Land. Das Wohnungsangebot ist breit. Von der charmanten, sanierten Altbauwohnung bis zum modernen Neubau findet sich hier für Jede und Jeden etwas. Im Sommer 2018 realisierte die EBG an der Redingstrasse 43 einen Neubau. Ebenso sollen bis 2023 und 2025 an der Birs- und der Lehenmattstrasse weitere Ersatzneubauten entstehen. Die Birssiedlung hat zwei grosse Innenhöfe, die als Spiel- und Begegnungsflächen genutzt werden. Ausserdem steht den Genossenschafterinnen und Genossenschafter ein Siedlungstreff und in den Neubauetappen weitere Infrastruktur wie Werkstätten und Begegnungsräume zur Verfügung.
Auch ein Gästezimmer, das sie bei Besuch von Familie oder Freunden mieten können, ist vorhanden. Das Naherholungsgebiet des Birsufers und die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr sowie das belebte Quartier mit seinen kleinen Läden machen das Wohnen an der Birs attraktiv schreibt die Eisenbahner Baugenossenschaft beider Basel (EBG).Was gut gemeint ist, kann im Lehenmattquartier darüber hinwegtäuschen, dass schon beim Schritt aus dem Haus der Autoverkehr das Bild dominiert. Nur weil die Strassen seit Jahrzenten so aussehen, wie sie sind, kann es trotzdem geändern werden. Rotterdam ist ein Paradebeispiel einer Nachkriegsstadt, die beim Bau für das Auto ausgelegt wurde. Platz zum Spazieren, Radfahren und das öffentliche Leben wurde aufgegeben, bis man auf den Verlusst aufmerksam wurde und Korrekturen vornahm.
. .