Velo parkt mit Gleisanschluss

Sonderfall Shopville und Co.

Baugrube für das Logistikzentrum südlich am Gleisfeld gelegen. Nach Fertigstellung verkehren LKWs zur Versorgung der Einkaufsmöglichkeiten am Bahnhof Basel SBB.
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Konsumgüter müssen herangeführt und Leergut abtransportiert werden. Bis im 2019 erfolgte die Logistik über den Centralbahnplatz, danach soll der stark frequentiere Platz vor dem Bahnhof den Pendlern überlassen sein. Dies ist eine der an sich klugen Auflagen, welche der Kanton mit der SBB ausgehandelt hat, um im Bahnhofareal weitere Verkaufsflächen nutzen zu dürfen.

Zwar ist es naheliegend, dass die Post die Aufgabe eines Logistikzentrum übernimmt, doch es kommt anders. Die Post kündet an, den Reiterbau für Büro und Wohnen umzunutzen. Seither legen alle wichtigen Player los zur grossen Logistik-Rochade, von hinten nach vorn, von Ost nach West, und leider noch von der Schiene auf die Strasse. Als erstes ersetzt das Peter-Merian-Haus den ehemaligen Güterbahnhof Ost, danach setzt der Neubau Elsässertor dem Lagerschuppen mit Gleisanschluss für die Markthalle ein Ende, dann wird mit dem Meret-Oppenheim-Hochhaus auch noch ein Logistikzentrum der Extraklasse für die LKWs der Migros im UG realisiert.  Ab 2021 würden für die Bedürfnisse der Migros täglich drei Lastwagen mit Anhänger verkehren, dazu kommen die Lieferungen für alle anderen Dienstleistungs-, Verkaufs- und Gastrolokale, aktuell total dreissig Fahrzeuge. Laut Schätzungen der SBB addiert sich der Verkehr mittelfristig zu täglich sechzig Lastwagenzufahrten, wobei die Kapazität des Logistikzentrums rund hundert Zufahrten beträgt.

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Mit der Rochade der Post Logistik im Ostflügel zum Logistikzentrum Meret-Oppenheim-Strasse wachsen die Gefahren für den Veloverkehr. Grafik: VELOP.CH
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Dieser Mehrverkehr durchs Gundeldingerquartier statt via Centralbahnplatz stösst auf Kritik: « Eigentlich soll das Quartier wohnlicher werden. Seit 2004 bemüht sich der Kanton, etwa die Güterstrasse zu einem behaglichen Boulevard umzuwandeln », so Tilmann Schor. Der grafische Gestalter und Inhaber eines Velotaxi-Unternehmens war vor Jahresfrist auf der Suche nach Geschäftsräumen in Bahnhofsnähe und begann, sich mit den Umbauten rund um den Bahnhof auseinanderzusetzen. « Es ist nicht ersichtlich, warum die Migros und die anderen Ladengeschäfte in einem Bahnhof nicht via Güterbahn versorgt werden können », kritisiert Schor. Ein Kompromiss wäre, die Lastwagen auf dem autobahnnahen Güterareal Wolf auf die Schiene umzuladen und die Ware die letzten zwei Kilometer emissionsarm in den Bahnhof zu führen.

Entwicklung grosser Schweizer Bahnhöfe zu Einkaufzentren
(Anzahl Geschäfte)

Zürich Hauptbahnhof (205)
Bahnhof Bern (70)
Bahnhof Basel SBB (57)
Bahnhof Genf Cornavin (65)
Bahnhof Luzern (69)

SBB und Kanton entwickeln zurzeit das Güterareal unter dem Namen ‹ Smart City Lab Basel › zu einer Umschlagplattform für die Citylogistik. Tatsächlich habe man die Anlieferung per Bahn geprüft, erklärt Moritz Weisskopf, Sprecher der Genossenschaft Migros Basel. Allerdings stehe gar kein Gleis für den Güterumschlag mehr zur Verfügung. Dass dies keine Ausflucht ist, glaubt man selbst beim Verkehrsclub der Schweiz ( VCS ). Der grüne Verkehrsverband hält es nicht für realistisch, Bahnhöfe generell via Bahn zu versorgen: « Die grossen Personenbahnhöfe sind mit Pendlern und Freizeitreisenden bereits so stark ausgelastet, dass zusätzliche Stopps von Güterzügen tagsüber kaum möglich wären – geschweige denn der Warenumschlag », So setzt sie in Genf für alle 42 Coop-Supermärkte ab den Verteilzentralen Aclens und Wangen Wechselbehälter ein. Im Zentrum von Genf nehmen dann Wechselbrücken- Lastwagen die Container auf. Solche Hubs, wo der Umschlag von der Strasse zur Schiene und umgekehrt erfolgt, gibt es in neun weiteren Regionen. Die Migros Basel setzt bei der Belieferung der Bahnhofsfiliale immerhin auf einen Elektrolastwagen und verringert so die Emissionen.winkt Mediensprecher Oliver Kempa ab. Der VCS fordere durchaus die Verlagerung der Güterströme auf die Bahn. Doch für die Feinverteilung sei die Strasse prädestiniert – mit einer möglichst emissionsarmen Flotte. Einen solchen Kompromiss praktiziert beispielsweise die Coop-Tochter Railcare.

So setzt sie in Genf für alle 42 Coop-Supermärkte ab den Verteilzentralen Aclens und Wangen Wechselbehälter ein. Im Zentrum von Genf nehmen dann Wechselbrücken- Lastwagen die Container auf. Solche Hubs, wo der Umschlag von der Strasse zur Schiene und umgekehrt erfolgt, gibt es in neun weiteren Regionen. Die Migros Basel setzt bei der Belieferung der Bahnhofsfiliale immerhin auf einen Elektrolastwagen und verringert so die Emissionen.

Im Mai 2023: Inzwischen ist dem Vernehmen nach die favorisierte Variante für eine S-Bahn-Gleisdurchbindungen (Herzstück) ein Tiefenbahnhof. Das würde auch das Aus für den Logistk-Kanal von der Meret-Oppenheimstrasse zum Westflügel bedeuten. Dem  Logistikzentrum Meret-Oppenheim droht damit ein Abschreiber. Aber auch bei der Margarethenbrücke droht Ungemach: Die Ergebnisse einer SBB-Studie zwingt zur Anpassung des Verkehrsregimes. Taktverdichtung von Tram, Fernbussen und den LKWs (gezählt sind ca. 280 - 350 28t pro Tag) haben der Brücke zugesetzt. Ab dem Sommer 2023 werden Cars und LKW > 3.5 t die Brücke nicht mehr befahren dürfen.

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Zitate aus: Lastwagen statt Velos aus www.hochparterre.ch vom 4.5.2020
Artikel zum Thema: Margarethenbrücke nur noch beschränkt befahrbar bazonline.ch am 24.5.2023
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Geschrieben von VELOP.CH am Samstag Oktober 16, 2021

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