Velo parkt mit Gleisanschluss

Velo parkt beim Bahnhof Bern

Der Bahnhof Bern stösst betrieblich und räumlich an seine Grenzen. Damit der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz auch in Zukunft seine wichtige Rolle im in- und ausländischen Bahnverkehr wahrnehmen kann, wird er im Rahmen des Gesamtvorhabens «Zukunft Bahnhof Bern» (ZBB) ausgebaut. Die neuen Anlagen sollen 2027 in Betrieb genommen werden

Die Stadt Bern als Planungspartnerin will und muss im Bahnhofumfeld – insbesondere im Bereich des geplanten neuen Bahnhofzugangs Bubenberg – den Verkehr neu organisieren und den Stadtraum aufwerten. Diese sogenannten «Verkehrsmassnahmen ZBB Stadt Bern» (ZBBS) sind Teil des Gesamtvorhabens ZBB und in verschiedene Bausteine unterteilt:

  • Baustein 1: Anpassungen im Umfeld des neuen Zugangs Bubenberg
  • Baustein 2: Unterirdische Personenpassage zwischen Bahnhofzugang Bubenberg und Hirschengraben, Umgestaltung Parkanlage Hirschengraben
  • Baustein 2+: Option unterirdische Velostation Hirschengraben
  • Baustein 3: Anpassungen an Lichtsignalanlagen und flankierende Massnahmen im weiteren Bahnhofumfeld (Baustein 3a), Anpassung Verkehrsführung im Bereich Henkerbrünnli (Baustein 3b)
  • Baustein 4: Anpassungen im Umfeld des neuen Zugangs Länggasse

Die Vorprojekte zu den Bausteinen lagen Ende 2018 vor und wurden vom 19. Februar bis 5. April 2019 in die öffentliche Mitwirkung gegeben. Die erwähnte Option für eine unterirdische Velostation Hirschengraben, welche die Stadt Bern in Verbindung mit den Verkehrsmassnahmen prüft, war ebenfalls Teil der Mitwirkung. Insgesamt wurden 106 Eingaben gemacht: 72 Mitwirkende füllten den Fragebogen aus, 29 gaben eine schriftliche Stellungnahme ab, 5 füllten so-wohl den Fragebogen aus und nahmen zudem schriftlich Stellung.


Ergebnisse der Mitwirkung
Die Rückmeldungen aus der Mitwirkung werden nachfolgend – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – kurz zusammengefasst: Die Massnahmen im Umfeld des neuen Zugangs Bubenberg (Baustein 1) werden von allen politischen Parteien mit Ausnahme der SVP im Grundsatz begrüsst. Zustimmung finden sie insbesondere auch bei den öV-Betreibern, den Behinderten- und den Veloverbänden. Von bürgerlichen Parteien, Auto- und Wirtschaftsverbänden sowie Parkhausbetreibern kritisch beurteilt werden die eingeschränkten Abbiegebeziehungen zwischen Laupenstrasse und Schanzenstrasse – es werden längere Wege und eine Mehrbelastung der Quartiere befürchtet. Die Halbierung des MIV im Raum Bubenbergplatz/Bahnhofplatz wird mehrheitlich begrüsst, Gegner zweifeln an der Umsetzbarkeit und befürchten Verkehrsverlagerungen in die Quartiere.

Die neue, unterirdische Personenpassage zwischen Zugang Bubenberg und Hirschengraben und die dadurch bedingte Neugestaltung des Hirschengrabens (Baustein 2) wird grossmehrheitlich begrüsst; dies insbesondere auch von den mitwirkenden Verbänden und der Mehrheit der politischen Parteien. GB und SVP sehen zwar die Notwendigkeit einer Passage, stellen aber die Umgestaltung des Hirschengrabens infrage. Aus städtebaulichen Gründen gegen die Pläne ist die GaP.

Die unterirdische Velostation im Hirschengraben, die in der Mitwirkung als Option präsentiert wurde (Baustein 2+), wird – sofern kein alternativer Standort gefunden wird und gute Lösungen hinsichtlich des Schutzes der archäologischen Überreste gefunden werden – von der Mehrheit der Parteien begrüsst. Von CVP, FDP und SP grundsätzlich, von GLP, EVP und GB unter den genannten Bedingungen. GFL, GaP und SVP lehnen die Pläne mit Verweis auf die hohen Kosten, das delikate archäologische Umfeld und/oder das bereits bestehende Angebot ab. Zustimmung für eine Velostation Hirschengraben kommt auch von den Automobilverbänden; die Wirtschaftsverbände unterstützen das Vorhaben, wenn die Station wirtschaftlich betrieben werden kann.

Bei der Auswertung der Eingaben ist aufgefallen, dass die Umgestaltung der Parkanlage Hirschengraben oft mit der Umsetzung der Velostation in Verbindung gebracht worden ist und die Velostation teilweise aus diesem Grund abgelehnt wird. Im Bericht wird erläutert, dass die Umgestaltung des Hirschengrabens aufgrund der Passage und der damit verbunden Umplatzie-rung des Denkmals erfolgen muss und nicht wegen der Velostation.
Die geplanten Massnahmen zur Verkehrslenkung/zum Verkehrsmanagement (Baustein 3a) werden von EVP, GFL, GaP, GB, GLP und SP begrüsst, weil die damit verbundene Verkehrsreduktion dem öV und dem Langsamverkehr zugutekommt. Auch Velo-, Verkehrs- und Behindertenverbände äussern sich positiv zu den Plänen. CVP, FDP und SVP, Wirtschafts- und Automobilverbände erachten das Konzept als zu wenig ausgereift und befürchten zusätzlichen Suchverkehr sowie eine Mehrbelastung der Quartiere. Diese Sorge teilen auch die Quartierkommissionen, welche die Massnahmen aber grundsätzlich begrüssen.

Die Verkehrsmassnahmen im Umfeld Henkerbrünnli/Bollwerk (Baustein 3b) werden von den meisten Parteien (CVP, GFL, GB, GLP, SP) im Grundsatz begrüsst: Sie versprechen sich eine Aufwertung dieses Perimeters und mehr Sicherheit für den Langsamverkehr. FDP und SVP er-achten die Massnahmen als unnötig, auch die GaP lehnt sie ab. Sowohl von Befürwortern als auch von Gegnern wird die im Vorprojekt vorgesehene Absenkung der Neubrückstrasse für Trolleybusse kritisiert.

In der Mitwirkung erfragt wurde auch die Haltung zu einem autofreien Bahnhofplatz – der allerdings nicht Teil des Projekts ZBB-Verkehrsmassnahmen ist. GFL, SP, GaP und GB sowie Pro Velo, VCS und Behindertenkonferenz sprechen sich klar für einen autofreien Bahnhofplatz aus, weil damit zusätzliche oberirdische Fussgängerquerungen ermöglicht würden. EVP und GLP unterstützen das Ziel, den Bahnhofplatz autofrei zu gestalten, sehen jedoch noch viele ungeklärte Fragen und befürchten zum Teil auch eine Umlagerung des Verkehrs in die Quartiere. Die Gegner, darunter vorab SVP und FDP sowie die Auto- und Wirtschaftsverbände, empfinden bereits die im vorliegenden Projekt vorgesehenen Massnahmen (Verkehrsreduktion, Aufhebung von Abbiegebeziehungen) als diskriminierend gegenüber dem MIV und weisen darauf hin, dass die Stimmbevölkerung einen autofreien Bahnhofplatz 2009 abgelehnt habe. Die CVP steht einer Reduktion des Verkehrs auf dem Bahnhofplatz zwar positiv gegenüber, sieht aber aktuell keine Notwendigkeit, ihn gänzlich vom MIV zu befreien.

Was die geplanten Anpassungen im Umfeld des neuen Zugangs Länggasse (Baustein 4) angeht, wurden keine wesentlichen Punkte kritisiert. Diverse Eingaben beschäftigten sich mit dem künftigen Verkehr auf der Stadtbachstrasse. Ohne Bezug zu einem bestimmten Baustein zu nehmen, bemängeln mehrere Organisationen (Berner Heimatschutz, Bund Schweizer Architekten, Berner Arbeitgeber, ACS Sektion Bern, QM3, OIK II, TCS Bern Mittelland, HIV, HEV, KMU Stadt Bern, PKBB, Läbigi Stadt) sowie einzelne Privatpersonen, dass der Projektierung des Raums Bahnhof kein Gesamtkonzept zugrunde liege und sowohl aus städteplanerischer, gestalterischer und denkmalpflegerischer Sicht als auch bezüglich des Verkehrsregimes keine klaren Vorgaben existierten. Die Stadt hat diesen Punkt aufgegriffen und gestützt auf einen entsprechenden Kredit des Stadtrats den Pla-nungsprozess Stadtraum Bahnhof gestartet. Über diesen Prozess soll ein langfristiges Zielbild für den gesamten Raum entworfen werden, in dem Städtebau, Verkehr, Gestaltung und Nut-zung aufeinander abgestimmt sind (vgl. Kapitel 6). Mit dem Bericht Planungsprozess Stadtraum Bahnhof Phase 1.1 wurde die Aufwärtskompatibilität der Bausteine ZBBS mit den im Entwurf vorliegenden Zielbildern für das Bahnhofumfeld aufgezeigt.

Im vorliegenden Bericht nimmt die Stadt Bern zu sämtlichen Eingaben Stellung und legt trans-parent dar, welche Punkte aufgenommen/berücksichtigt werden sollen und welche nicht. Viele Themen und offene Fragstellungen aus der Mitwirkung wurden im Rahmen des Bauprojekts weiterbearbeitet. Bei offenen Punkten werden die Interessengruppen in den Entwicklungsprozess einbezogen. Ziel ist es, für sämtliche Themen eine konsolidierte Lösung zu erhalten und die offenen Fragen so zu klären, dass die Begründungen einwandfrei nachvollziehbar sind.


Weiteres Vorgehen
Der vorliegende Mitwirkungsbericht wurde vom Gemeinderat an der Sitzung vom 6. Mai 2020 zur Kenntnis genommen. Die öffentliche Mitwirkung stellt im Rahmen des Planungsverfahrens eine Zwischenetappe dar. Die Mitwirkung trägt zur Optimierung des Projekts bei und kann als Gradmesser wahrgenommen werden, ob die Bevölkerung – die dereinst im Rahmen einer Volksabstimmung über die Finanzierung der Massnahmen befinden wird – das Projekt grundsätzlich unterstützt. Eine formelle Prüfung, ob das Projekt allen gesetzlich geschützten Interessen angemessen Rechnung trägt, findet im Frühling 2020 im nächsten Verfahrensschritt statt. Im Rahmen der sogenannten behördlichen Vorprüfung können die Fachstellen von Bund und Kanton gegebenenfalls Anpas-sungen fordern. Unabhängig von der behördlichen Prüfung wird das Projekt in einem separaten Verfahrensschritt nochmals öffentlich aufgelegt, um betroffenen und zur Einsprache berechtigten Personen und Organisationen Gelegenheit zur Ergreifung von Rechtsmitteln zu geben (Einsprache, Beschwerde, etc).
Bevor das Projekt zur Ausführung gelangt, braucht es noch die Zustimmung der Stadtberner Stimmberechtigten zum Baukredit, die Zustimmung des Stadtrats zur Überbauungsordnung und die Genehmigung der UeO durch den Kanton. Der Entscheid zum Ausführungskredit ist für 2021 geplant.

Falls die erwähnten Verfahrensschritte ohne grössere Verzögerungen vollzogen werden können, kann frühestens 2023 mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Quelle: unibas.ch (PDF)

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Update: Verzicht auf Velostation Hirschengraben

Der Gemeinderat hat für die Veloparkierung rund um den Bahnhof einen weiteren Grundsatzentscheid gefällt: Er verzichtet auf den Bau der Velostation Hirschengraben und stellt die Planung ein. Der Gemeinderat beantragt dem Stadtrat folglich, den für die Projektierung der Velostation Hirschengraben gesprochenen Kredit von 870'000 Franken abzurechnen und abzuschreiben. Im Gesamtkonzept zu den Veloabstellplätzen am Bahnhof Bern war eine neue Velostation Hirschengraben für die Zufahrt aus dem Westen und Südwesten als beste Option evaluiert worden. Es wurden aber aus denkmalpflegerischen und archäologischen Kreisen grosse Bedenken zur Bewilligungsfähigkeit angebracht. Auch politisch ist die Idee umstritten. Eine erste Entlastung für den Wegfall der Velostation Hirschengraben bringt die neue Velostation Welle 7. Langfristig braucht es jedoch weitere Angebote. Die Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün prüft in einer Machbarkeitsstudie mehrere Optionen vertieft. Die entsprechenden Resultate sollen dem Stadtrat 2022 unterbreitet werden.

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Quelle: Veloparkierung: erster Schritt für mehr Ordnung am Bahnhof bern.ch am 29.9.2021

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Geschrieben von VELOP.CH am Freitag März 25, 2022

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