Velo parkt mit Gleisanschluss

Das Nauentor – mit Velostation!

Der Architekturwettbewerb Areal Nauentor ist abgeschlossen. Es gewinnt die Arbeitsgemeinschaft BRUTHER / Jan Kinsbergen / Truwant + Rodet. Das Siegerprojekt sieht eine Fortsetzung der Centralbahnstrasse durch eine Galerie als eine Ergänzung des Dreiklangs Markthalle, Bahnhofgebäude und Nauentor vor.

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Aus dem Vorschlag des erstplatzierten Wettbewerbbeitrags: Visualisierung einer Galerie in der Verlängerung der Centralbahnstrasse.
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Die meisten Wettbewerbbeiträge scheinen sich mit der vorausgegangene Testplanung etwas schwer getan zu haben. Die Achse statt der Riegel – der Programmwechsel gelingt im Siegerprojekt dank dem aufgestelzten Turm im Osten, der sich damit wie in Luft auflöst. Ähnliches ist auch beim 2. platzierten Beitrag zu sehen (siehe übernächste Visualisierung).

Auch das Begrünen der Dachterrassen fehlt bei keinem der Beiträge, was vor wenigen Jahren noch als Beigemüse galt. Für das zuträgliche Klima, insbesondere in der vorgeschlagenen Galerie, wäre zudem die Begrünung auf Strassenniveau sehr nützlich. Um die im Grundriss eingezeichnet Bäume auch einen Auftritt zu ermöglichen, haben wir die Solothurnerstrasse auf Schwammstadt gepimpt (siehe Bild am Ende des Beitrags). Auch nicht Unerwähnt bleiben sollte der Vorschlag des 3. und 4. plazierten Beitrags, die zur Pionierzeit genutzte Eilgutstrasse wieder herzustellen.

Im Folgenden ist aus dem Schlussbericht des Beurteilungsgremiums Basel, 22. Mai 2023 zitiert. Der geschätzte Leser bilde sich auch mit den beigelegten Layouts seine eigene Meinung. Für Interessierte ist Layout des Siegerprojekt als PDF (12MB) abgelegt.

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Layout des erstplatzierten Wettbewerbbeitrags: Visualisierung der Galerie in Richtung Centralbahnstrasse.
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Das zur Weiterbearbeitung empfohlene Siegerprojekt überzeugt mit einer qualitätsversprechenden und stringenten Entwurfsstrategie, besticht durch einen sorgfältigen und zeitgemässen Umgang mit dem Bestand und zeigt beispielhaft auf, wie das Areal durch präzise Gesten mit den umliegenden Quartieren verwoben werden kann. Die Projektstudie stellt damit einen zukunftsweisenden Beitrag für eine Transformation weg von der monofunktionalen Gewerbe- und Büronutzung und hin zu einem lebendigen, identitätsstiftenden und verbindenden Stadtbaustein dar.

Während die städtebauliche Ausformulierung, die grundlegenden Elemente des neuen Stadtbausteins sowie die Vorstellungen zu Ausdruck und Wertigkeit des Projektes überzeugen, gilt es die im Verfahren bereits stets weiterentwickelte planbare und flexible Umsetzungsstrategie zur Transformation und Aneignung des Bestands mittels des gezeigten Stadtsystems noch weiter zu detaillieren und plausibilisieren. Dabei gilt es vor allem die Nutzungsflexibilität und die langfristigen Anpassbarkeit zu erhöhen, die Leistungsfähigkeit der bestehenden Strukturen zu validieren und den Erhalt nochmals in Teilen zu hinterfragen (bspw. Reitergebäude).

Die «Galerie Nauentor» als städtebauliches Element sowie hybride Form eines Verkehrs- und Begegnungsraum verspricht eine hohe Qualität sowie einen repräsentativen Ort für Bevölkerung, Kultur und Gewerbe. Kritisch zu prüfen ist, die Notwendigkeit ihrer Überdachung sowie Art und Gestaltung der Vertikalerschliessung der darüberliegenden Ebenen aus diesem zentralen Raum (insb. Rolltreppenanlage).

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Modell des erstplazierten Projekt mit Strassenflucht Solothurnerstrasse.
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Die generelle Nutzungsverteilung und -Anordnung überzeugt in grossen Teilen. Insbesondere die Volumen und Nutzflächen im Festlandanteil der Post, die Retailnutzungen zwischen den Holkastenträgern, eine wünschbare Wohnnutzung auf dem Reitergebäude sowie die Grundrisse und Erschliessung der Wohntürme bedürfen jedoch einer weiteren funktional-qualitativen Optimierung hinsichtlich der betrieblichen Nutzbarkeit, Flexibilität und Effizienz.

In der Weiterbearbeitung ist ein besonderer Fokus auf der Steigerung und Gewährleistung der Gesamtwirtschaftlichkeit (Baukosten, Betriebsaufwand und Erträge) zu legen. Das heisst, wo möglich und sinnvoll sollen einerseits die Erstellungskosten reduziert und andererseits das Ertragspotenzial weiter gesteigert werden. Zudem gilt es auch den Aspekt der Kosten- und Flächeneffizienz noch stärker zu beleuchten.

Um die Qualität der Weiterentwicklung des siegreichen städtebaulichen Gesamtkonzeptes sowie der Projektstudien für den Teilbereich der Post in architektonischer, städtebaulicher, freiräumlicher und programmatischer Hinsicht zu gewährleisten, empfiehlt das Beurteilungsgremium einerseits eine Delegation aus den Mitgliedern der Fachbeurteilung beizuziehen. Andererseits ist ein enger Dialog und Abstimmung mit der Projektorganisation des Vorhabens «Kapazitätsausbau Knoten Basel» zu etablieren, um die sich abzeichnenden Standortkonflikte zwischen den Stützen des Postreitergebäudes und den künftigen Ansprüchen an die Gleisanlagen am Bahnhof Basel SBB frühzeitig und belastbar zu klären. Die Auftraggeberinnen nehmen dieses Angebot gerne an.

Das Beurteilungsgremium, der Kanton Basel- Stadt und die Auftraggeberinnen sind überzeugt, dass sich die Durchführung des Dialogverfahrens in Form eines Studienauftrages mehr als gelohnt hat. Das Verfahren hat bestätigt, dass die umfangreichen planerischen Vorarbeiten und der Bebauungsplan «Areal Nauentor» eine sinnvolle und taugliche Grundlage für eine zukunftsfähige und qualitätsvolle Weiterentwicklung des ehemaligen Postverteilzentrums in ein «Stück Stadt» darstellen. Mit der siegreichen Projektstudie konnte ein vorzügliches städtebauliches Gesamtkonzept von besonderer Qualität für verschiedene Nutzungen gekürt werden. Damit konnte der Grundstein für eine qualitätsvolle Realisierung des Teilbereichs der Post und Weiterentwicklung des Teilbereichs SBB im Rahmen eines Projektwettbewerbs gelegt werden.

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Modell des erstplatzierten Wettbewerbbeitrags: Passerelle zum Park Veloparking.
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Das Beurteilungsgremium ist sich bewusst, dass die Transformation des historischen Postgebäudes in eine qualitätsvolle, diverse und identitätsstiftende Überbauung, welches dem herausragenden aber auch hochkomplexen Standort mitten in der Stadt Basel gerecht wird, der Umgang mit der Vielzahl an Anforderungen (Mobilität, Statik, Nachhaltigkeit, Stadtklima, Entwicklung im laufenden und sich verändernden Bahnbetrieb, Baustellenlogistik, Lärmschutz, Störfall und weitere), der geteilten Eigentümerstruktur sowie der voraussichtlichen Etappierung sowie die geforderte Teamzusammensetzung in der Umsetzung sehr anspruchsvoll war. Zusammen mit den Auftraggeberinnen schätzt es daher besonders die hohe Qualität und Vielfalt der Beiträge aller fünf Teams, welche aus der erfolgreichen und produktiven Zusammenarbeit von regionalen, nationalen und internationalen Kompetenzen sowie aus Etablierten und Newcomern entstanden ist. Der Beitrag für die Bau- und Planungskultur kann kaum ausreichend gewürdigt werden.

Sämtlichen teilnehmenden Planungsteams gebührt für die Abgabe ihrer Beiträge entsprechend grosser Dank. Alle Teams haben wertvolle Diskussionen und eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung, dem Nutzungsprofil, dem Ort, seiner Identität und der Zukunft der Stadt Basel angestossen und damit massgeblich zum positiven Ergebnis des Verfahrens beigetragen.

Das städtebauliche Gesamtkonzept besteht aus drei Hauptteilen: dem Festlandteil an der Nauenstrasse mit den beiden Türmen, dem Reiterbau über dem Gleisfeld und dem SBB-Turm auf der Gudeldingerseite. Die Stärke des Konzeptes liegt im Umgang mit dem öffentlichen Raum. Zwei Massnahmen wurden speziell für den Fuss- und Veloverkehr getroffen, die prägend sind: die Galerie im Festlandteil und die Quartierverbindung für Fussgänger:innen und Velofahrer:innen. Das Areal kann etappenweise überbaut werden, jedoch muss die Abgrenzung zwischen dem Hochhaus C und dem Reiterbau präzisiert werden.

Die «Galerie Nauentor» ist ein überdachter Strassenraum auf Gebäudehöhe, der als Verlängerung der heute als Sackgasse wirkenden Centralbahn-Strasse konzipiert ist. Die Verlängerung bis zur Peter-Merian-Strasse wird als wesentliche Verbesserung des heutigen Stadtraums betrachtet. Die Galerie ist als hybride Form zwischen einer hochfrequentierten und multimodalen Passage sowie einem repräsentativen Ort für Bevölkerung, Kultur und Gewerbe konzipiert, jedoch nicht als Shoppingmall. Die Überdachung des öffentlichen Raums wurde kontrovers diskutiert. Nachteile, vor allem bezüglich der sozialen Sicherheit, wurden womöglich kritischer gesehen als von der Autor:innenschaft. Unbestritten ist jedoch ihre Funktion als Adressbildung und Haupterschliessung des Festlandteils und Reiterbaus.

Die geforderte Quartierverbindung für den Fuss- und Veloverkehr wird äusserst klug und pragmatisch, dabei nutzerfreundlich und räumlich attraktiv umgesetzt. Durch ihre Lage in statt auf der Tragtischebene müssen weniger Höhenmeter überwunden werden. Die Rampenbauwerke werden folglich kürzer, die Einbindung in den nachbarlichen Kontext einfacher und die Benutzerfreundlichkeit steigt. Die Quartierverbindung wird damit zum attraktiven Shortcut für Fussgänger:innen mit attraktivem Blick über das Gleisfeld und für Velofahrer:innen, welche die geforderten und ausbaubaren Abstellplätze unmittelbar angrenzend vorfinden.

Es wird bewusst auf substanzielle Retail- oder Gastronutzungen entlang dieses Shortcuts verzichtet, da die zu erwartenden Frequenzen für einen rentablen Ganztagesbetrieb zu gering sind. Beurteilungsgremium und Quartiervertreter:innen loben diese einfache und pragmatische Lösung, einschließlich der beidseitig gut auffindbaren und in den Kontext eingebundenen Velorampen.

Im Festlandteil St. Alban können auf Personenfrequenzen angewiesenen Retailflächen gut auf Strassenniveau (Nauenstrasse und Galerie) angesiedelt werden. Auf dem Reitergebäude dagegen sollen hauptsächlich Gewerbeund Büroflächen entstehen, welche weniger auf Kundenfrequenzen angewiesen sind und dennoch von einer klaren Adressbildung profieren können. Diese Forderung wird primär von der Galerie als Erschliessungsraum erfüllt. Ob Fahrtreppen als Ergänzung zu den Aufzügen sinnvoll sind, wurde in der Jury nicht abschliessend diskutiert. Dass eine attraktive Verbindung zum öffentlichen Dachgarten hinauf notwendig ist, blieb dabei unbestritten, Alternativen sind jedoch denkbar.Über der Stadtebene bieten grosszügige Flächen verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten.

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Visualisierung der Centralbahnstrasse des zweitplatzierten Teams.
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Die Innenhöfe sind wohlproportioniert, klimatisch kühlend und können durch die angrenzenden Nutzenden noch stärker mitbestimmt werden. Der Dachgarten auf dem Festlandteil ist von beiden Hochhäusern her zugänglich und bietet einen guten Mix von Aneignung und Wildheit. Viel kann passieren, wenig wird vorgegeben. Auf dem Reitergebäude besticht die umlaufende Pergola mit ihrem unterschwelligen Angebot an möglichen Kleinbauten wie Kioske, gedeckte Aufenthaltsräume oder Toiletten. Sie könnte sich, so nahe am Bahnhof, zu einem identitätsstiftenden Ort, einem städtischen Highlight über den Gleisen, entwickeln. Der geforderte Nutzungsmix lässt sich in den angebotenen Grundrisskonzepten nachweisen. Während Erdgeschoss und Mezzanine des Festlandteils für grossflächige Nutzungen gedacht sind, bieten die weiteren Obergeschosse mit den eingestanzte Lichthöfen eine ergänzendes Flächenangebot an.

Die Adressbildung der beiden Hochhäuser auf Strassenniveau ist klar verständlich, ebenso jene der Erschliessungskerne entlang der Galerie. Werden diese noch konsequenter im Erdgeschoss, bzw. in den Obergeschossen an die Lauben-gänge des Galerieraums angedockt, können ausserdem auch Mieteinheiten noch attraktiver von aussen erschlossen werden. Eine Optimierung der Lage der vertikalen Erschliessungskerne würden die Nutzungsflexibilität der Obergeschosse zusätzlich erhöhen. Die beiden Hochhäuser im Festlandteil an der Nauenstrasse sind mit zwei Erschliessungskernen ähnlich strukturiert. Mit seiner besonderem Lage über der Galerie werden beim Hochhaus C die beiden Erschliessungskerne nach aussen gesetzt, dabei als separate Erschliessungstürme gestalterisch und funktional manifestiert. Dies wird gestalterisch verstanden, jedoch funktional (Fluchtweglänge) und wirtschaftlich (hoher Kostenanteil Erschliessung) kritisch beurteilt.

Das SBB-Hochhaus auf Gudeldingerseite wird als eigenständiger Baukörper vorgeschlagen, welcher nur über Velo- und Fusswegverbindungen mit dem Reiterbau verbunden ist, was positiv gewertet wird. Die unteren Geschosse sind gegen Osten reduziert. Eine grosszügigen Treppenanlage als Teil der Quartierverbindung nimmt dabei die gewonnene Fläche ein, rhythmisch begleitet durch schlanke, hohe Stürzen, welche die darüberliegenden Vollgeschosse mittragen. Dieses Ensemble von Sockel, Treppen und Stützenreihe verleiht dem Hochhaus eine starke Identität.

Mit der Fragestellung, wie das vorhandene Tragwerk optimal zukünftige Räume und Nutzungen bestimmen kann, legen die Autor:innen im Bereich des Reiterbaus ein spannendes und Zukunft gerichtetes Nutzungskonzept vor, welches in ihrer Grundhaltung überzeugt und dabei nur wenige kritische Fragen unbeantwortet lässt. Der architektonische Ausdruck folgt der Philosophie einer zukunftsorientierten Architektur, welche das Weiterverwenden von Vorgefundenem gegenüber dem Abbrechen priorisiert. Vorhandenes wird ertüchtigt und Neues in einer nachhaltigen Leichtbauweise erstellt, unter der Prämisse eines minimalen Materialverbrauchs. Vorhandenes und Neues verschmelzen dabei zu einem Gesamtwerk ohne Sentimentalität zum umstrittenen architektonischen Ausdruck des heutigen Nauentor. [...]

Die Nutzungen für Büro und Gewerbe sind zweckmässig in den unteren Geschossen des Baufeldes D der SBB angeordnet. Es fehlen aktuell Angaben für die Verortung von Lagerflächen für die Gastronomie sowie für FM-Infrastrukturen wie Entsorgung und Reinigung. Die Anlieferung für den Teilbereich SBB ist noch ungenügend gelöst. Durch die grosszügige und sehr überzeugende Erschliessungsgeste, Anbindung an den Postreiter zwecks Quartierverbindung, verliert das Gebäude im Sockelbereich an Geschossfläche, diese gilt es im nächsten Schritt zu präzisieren. Die Mindestanforderungen an die Verteilung von Wohn- und Dienstleistungsnutzungen wird im Bereich der SBB erfüllt. Speziell im Hinblick auf die Ausformulierung vom Zugang Solothurnerstrasse kann sich die Zuteilung von Dienstleistungsflächen zugunsten von Wohnen aber noch ändern.

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Visualisierung des drittplatzierten Teams besticht durch zusätzliche Verbindung zur Centralbahnstrasse. Siehe auch Gute Luft im Bahnhofquartier.
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Verkehrlich präsentiert der Projektvorschlag ein ausgereiftes und stimmiges Erschliessungskonzept mit deutlichen Verbesserungen gegenüber dem Status Quo. Die primären Achsen für Fussgänger:innen und Velofahrerinnen sind getrennt und es kann eine höchstmögliche Konfliktfreiheit erreicht werden. Die Fusswegverbindung zwischen Centralbahnplatz und Peter-Merian-Brücke erfolgt ebenerdig, die Verbindung zwischen Gellert und Gundeli erfolgt auf Niveau 5 mit diversen Zugängen über Treppen und Rampen bzw. Lifte. Für den Veloverkehr werden attraktive Verbindungen sowohl in Nord-Süd- wie auch in Ost-West-Richtung angeboten. Die neue, attraktive Veloverbindung zwischen Gellert und Gundeli erfolgt im Westen des Postreitergebäudes mit Anschlüssen an die Meret-Oppenheim-Strasse bzw. Gartenstrasse.

Der motorisierte Individualverkehr gelangt aus der Gartenstrasse über eine Spindelrampe in die Untergeschosse 1 bis 3, auf denen die vorgesehenen Parkplätze angesiedelt sind. Die Rampe ist v.a. im Hinblick auf die kombinierte Nutzung für Personenwagen und Lieferverkehr nochmals zu überprüfen und an die Vorgaben anzupassen. Die Anlieferung erfolgt für die Nutzungen im Festlandteil aus dem 1. Untergeschoss, für Nutzungen im Postreiter aus dem 2. Untergeschoss. Hier besteht noch Optimierungspotential, damit die Anlieferung für den Postreiter auch bei Wegfall des bestehenden Logistiktunnels ausreichend sichergestellt wäre. Die Angaben zum Brandschutz werden als Absichtserklärungen verstanden.

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Visualisierung des 4. plazierten Teams. Alle weiteren Visualisierungen dieses Vorschlags zeigen vornehmlich Perspektiven innerhalb der Gebäudelinie.
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Die Führung der Treppenhäuser aus dem Zentrum über den Geleisen via einen gemeinsamen Fluchtkorridor auf der Ebene des 1. Obergeschoss ist in der dargestellten Art teils noch mit Fragzeichen behaftet. Ebenso gilt es die horizontale Fluchtweglängen und die Lage der Treppenhäuser im Zentrum hinsichtlich Betriebstauglichkeit und langfristiger Nutzungsflexibilität zu validieren. Das innovative Energiekonzept mit PV-Anlagen auf dem Dach und den Fassaden, einer Grundlastheizung/-Kühlung mit einem Erdsonden-Anergie-Ring sowie einer Spitzenlastabdeckung mittels Fernwärme ist spannend, weist jedoch noch Optimierungspotential auf.

Die technischen Anlagen sowie Steigzonen sind prinzipiell dargestellt und plausibel. Die teilweise sehr hohen Fensteranteile und die Wintergärten gilt es in Bezug auf Nachhaltigkeitszertifizierungen sowie den sommerlichen Wärmeschutz zu analysieren und ggf. noch zu optimieren. Das Projekt verfügt im Quervergleich über das kleinste Gebäudevolumen und die kleinste Geschossfläche. Die vergleichsmässig leicht erhöhten Kosten begründen sich in der überdurchschnittlichen Gebäudeabwicklung und der Materialisierung der Geb.udehülle. Hier fällt insbesondere der im Quervergleich erhöhte Glasanteil der Geb.udehülle (Fassade und Dach) ins Gewicht. Als kostenintensive Elemente wurden zudem die Erschliessung der Hochhäuser und deren Abstützung im Bereich der unteren Geschosse, das Glasdach über der Galerie und die Rolltreppenanlagen eingeschätzt.

In den Gesamtkosten liegt das Projekt jedoch im Durchschnitt der bewerteten Projekte. Die Wirtschaftlichkeit wird aktuell wesentlich durch die Baukostensteigerung sowie die generell steigenden Zinsen beeinflusst. Um die Wirtschaftlichkeit positiv beeinflussen zu können und die Tragbarkeit sicherzustellen, bedarf es bei der vorliegenden Projektstudie einer Optimierung der Flächen- und Kosteneffizienz, einer Überprüfung der Materialisierung (insb. Glasanteil und Statik) sowie einer weiteren Schärfung der Vorortung und Erschliessung der einzelnen Nutzungen. Durch die Umsetzung dieser Massnahmen können die Baukosten sowie die Erträge und damit die Wirtschaftlichkeit nachhaltig optimiert werden.

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Visualilsierung des 5. plazierten Teams von der Strassenflucht Solothurnerstrasse.

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Das Planungsteam benutzt wo immer möglich die bestehende Tragstruktur konsequent weiter. Dies führt vor allem im Bereich des Reitergebäudes zu einem komplexen Tragwerk, welches die Raumstruktur stark einnimmt. Das Grundkonzept der Tragstruktur im Festlandgebäude und den Hochhäuser ist bis auf die Abfangkonstruktionen der Hochhäuser einfach gelöst. Die Lösung für die Durchdringung der Kastenträger im Bereich des Reitergebäudes sind noch nicht erkennbar. Die Aussteifung der Gebäude ist durchgängig und wirtschaftlich gelöst. Das Aussteifungskonzept des Hochhauses mit den aussenliegenden Kernen ist in der folgenden Bearbeitung sorgfältig zu planen. Die Auskragung des Reitergebäudes Seite Gundeldingen wurde mittels Streben einfach gelöst. Die Wahl der Baustoffe für die Tragstruktur ist nachvollziehbar und effizient.

Das vorgelegte Grobkonzept zur Baulogistik sieht eine temporäre Baustellendurchfahrt während den Bautätigkeiten vor, welche durch die hybride Bauweise aus Holz-Beton Verbundelementen ermöglicht wird. Besonders positiv zu werten sind die Zwischenabladeflächen auf der Festlandseite, welches zu einer deutlichen Entspannung bei der Umschlagsituation führt. Die Etappierbarkeit der Entwicklung wird durch das freistehende Hochhaus der SBB pragmatisch und erfolgsversprechend gelöst.

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Trotz Bahnhofnähe ist seit den 80er Jahren viel Raum verloren gegangen und an den MIV abgetreten worden. (Zeitungsartikel rechts: Bäume an der Gartenstrasse müssen fallen). Beton, Asphalt und die gällende Mittagssonne auf den Visualisierungen lösen zu recht Emporung aus.
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Das Projekt erfüllt die komplexen Nachhaltigkeitsanforderungen gut. Das Konzept des Bestandserhalt beruht auf einem guten Ingenieurskonzept und ermöglicht den Erhalt von grossen Teilen der bestehenden Struktur. Die kompakten, einfachen Baukörper und die genügend gross dimensionierte Photovoltaikanlage an den Fassaden und auf den Dächern ermöglicht die Einhaltung des als Benchmark vorgegebenen SIA Effizienzpfads Energie 2040. Die vorgeschlagenen Erdsondenfelder scheinen auf dem bereits hochgradig überbauten Perimeter jedoch mit Risiken behaftet. Die Anforderungen des DGNB sind allgemein gut erfüllt. Im Festlandteil ist aufgrund der hohen Gebäudetiefen je nach Nutzung das Tageslicht nur eingeschränkt vorhanden. Ein positives Stadtklima wird gut unterstützt durch die Öffnung der Höfe des Reiters zu den Bahngleisen hin sowie durch die beabsichtigte starke Durchgrünung.

Der Entwurf überzeugt sowohl in der der Ausformulierung und Setzung der Volumen als auch in der Vernetzung mit dem nachbarlichen Kontext. Die Galerie - Herzstück mit starker Adressbildung - und der Dachgarten bilden attraktive öffentliche Orte mit hohem Mehrwert und grossem Entwicklungspotential. Der pragmatische Ansatz zur geforderten gleisquerenden Velo- und Fussgängerverbindung ist attraktiv und verspricht eine hohe Akzeptanz in der Quartierbevölkerung. Der Umgang mit Bestand und die zukunftsorientierten Ansätze zur Nutzung zeugen von einer Ernsthaftigkeit im Umgang mit nachhaltigen Themen.


Quelle: nauentor.ch (PDF) | Layout Siegerprojekt (PDF)

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Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge

Wann: 26. Mai bis 07. Juni 2023 jeweils von 16 bis 19 Uhr (exkl. Sonn- und Feiertage). Wo: Mehrzweckraum (Level 7), Post-Passage 11, 4051 Basel (der Weg ist beschildert)

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Geschrieben von VELOP.CH am Freitag Mai 26, 2023

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