Bei hochpreissegmentigen Wohnungen oder den Arztpraxen des Gesundheitsclusters am Bahnhof Basel SBB dürfen grosszügien Autoeinstellplätze nicht fehlen. Damit prägen die Immobilienanbieter das Verkehrskonzept am Gleisfeld mit. Doch die Strassen sind voll, die Freude am Pendeln mit dem Auto schwindet mit den Baustellen zusätzlich. In der Folge stehen heute das Parking beim Elsässertor (siehe Bild), dem Postreiterbau oder auch dem Südpark zu grossen Teilen leer. Die Pendler bevorzugen den Zug, ÖV und das Velo. Letztere stapeln sich jetzt auf dem Trottoir, weil es an Velostationen mangelt. Grotesk!
.Bisher gehen vom Amt für Mobilität keine Signale aus, auf diese unbefriedigende Situation zu reagieren. Das erstaunt um so mehr, weil eine Velostation wie beim Elsässertor mit einem direktem Gleiszugang über eine neue provisorische Passerelle West offenkundig sehr attraktiv sein würde.
Langfristig sind viele Massnahmen geplant oder zumindest angedacht, um die Veloparkplatz-Situation an dieser Stelle zu verbessern. Es stellt sich aber die Frage, was wir als Gemeinwesen jetzt tun können, um an dieser Stelle die Veloparkplatz-Situation für die kommenden 10 bis 15 Jahre zu verbessern, lautet eine parlamentarische Anfrage vom 16.10.2024. Wir hoffen, die Regierung denkt jetzt über ein Lösung nach, denn das Velochaos dominiert das Bild beim Westflügel bereits seit 20 Jahren.
.Was bisher geschah
Der Kanton Basel-Stadt teilt in einer Medienmitteilung von 2002 mit, dass die Veloabstellplätze auf dem Centralbahnplatz aufgehoben würden und alle Velos in eine neu erstellte Velostation Centralbahnplatz untergebracht werden werden können. Nachdem auch diese schnell ausgelastet sind, muss sich der Regierungsrat 2009 mit der Anfrage Brigitte Heilbronner betreffend Veloparkplätze beim Elsässertor erneut den Velofragen stellen.
Das Bau- und Verkehrsdepartement hat darauf die Eigentümer befragt und die Antwort an den Regierungsrat weitergegeben. Dieser wiederum zitiert ohne Dazutun aus der Korrespondenz mit der PRIVERA AG, welche die Liegenschaft im Auftrag der Eigentümer betreut, wortwörtlich:
Die heutige Situation sowie die Konzeption des privaten Parkings haben sich in der Zwischenzeit bewährt und wurden demnach auch nicht geändert. Das Parking des Dienstleistungsgebäudes Elsässertor, Basel, umfasst insgesamt 176 Einstellhallenplätze, wovon 117 von Dauermietern belegt und seit Betriebsbeginn voll vermietet sind.
Für den öffentlichen Kunden(Kurz-)parking-Bereich wurden die restlichen 59 Einstellplätze ausgeschieden. Das Betriebs- und Sicherheitskonzept sieht vor, dass die Ein- und Ausfahrt des Parkings abends um 22.00 h bis morgens 05.00 h geschlossen werden und nur noch von Dauermietern mit Badges oder für die Ausfahrt von Kurzparkierern mit entsprechendem Code auf dem Ticket geöffnet werden können.
Für die vorhandenen Veloabstellplätze, welche ausschliesslich durch Mitarbeiter der Mieterschaft benutzt werden, gelten dieselben Öffnungszeiten. Diese sind aufgrund von Sicherheitsgründen und auf die Bedürfnisse der Mieterschaft so abgestimmt. Die Mitarbeiter im Elsässertor, insbesondere die SBB Cargo-Mitarbeiter mit 24-Stunden-Betrieb, verfügen über entsprechende Bagdes bzw. Schlüssel, um mit den Velos indas Parking und in die drei Gitterabtrennungen für Veloplätze zu gelangen.
Während den normalen Arbeitszeiten sind rund 600 - 700 Personen im Elsässertor, Basel beschäftigt, wovon zahlreiche mit den Fahrrädern zur Arbeit kommen. Die Kapazität der vorRegierungsrat des Kantons Basel-Stadt handenen Veloplätze im Parking ist beinahe ausgeschöpft. Eine Verlagerung des Veloproblems vom öffentlichen Bereich in das private Parking vom Elsässertor, Basel, können wir uns aus nachstehenden Gründen nicht vorstellen:
Wir bedauern Ihnen keinen besseren Bescheid geben zu können und stehen Ihnen für allfällige Rückfragen selbstverständlich gerne zur Verfügung.
.Statt dagegen zu halten und den Empfehlungen Veloforum Schweiz zu folgen, ein adäquates Zugangsregime vorzulegen, lässt das Amt für Mobilität des Kantons Basel-Stadt jegliche Initiative vermissen. Andere Kantone wie z.B. Genf ist mit der Gemischnutzung von Parkhäusern inzwischen einen Schritt weiter. Seit 2021 stehen 20 Parkings zur Velonutzung zur Verfügung: Montbrillant | CFF Cornavin | P+R Etoile | Hôtel des Finances | Uni-Dufour | David-Dufour | P+R Sécheron | P+R Genève-Plage | P+R Sous-Moulin | Lancy-Pont-Rouge | Bachet (Léman Express) | P+R Bachet-Praille | Chêne-Bourg (Léman Express) | Eaux-Vives Sud (Léman Express) | Gazomètres | P+R Vailly | P+R Pré-Bois | Saint-Antoine | P+R Bernex. Die Regierung des Kantons Basel-Stadt hingegen belassen es bei einer Absichtserklärung zur Realisierung zusätzlicher Veloabstellanlagen im Bahnhofsumfeld
2013 erhöht der Verein umverkehR mit der Städteinitiative den Druck. Der Kanton Basel-Stadt sieht sich genötigt, dem angenommenen Gegenvorschlag zu folgen und im Rahmen der Verkehrswende die Realisierung zusätzlicher Veloabstellanlagen im Bahnhofsumfeld vorzusehen. Die Regierung verschreibt sich dem Ziel, beim Bahnhof Basel SBB einen Veloschwerpunkt Ost und Veloschwerpunkt West voranzutreiben. Quelle: Absichtserklärung des Kantons Basel-Stadt und der SBB (PDF), siehe auch Artikel Basler Velokonzept.
2023 gewinnt ein Veloschwerpunkt Ost ENDLICH Kontouren. Noch nicht in der Planungsrealität angekommen scheint der Veloschwerpunkt West. Die Velos werden nach Auflösung des Güterschuppens 2005 zwischen den Birken vor den Elsässertor abgestellt (siehe Strukturanalyse der Parkfläche am Gleisfeld). Das wollen wir korrigieren und fordern die Studie zur Realisierung einer Velostation im UG. Siehe auch Artikel Margarethenbrücke.
Gemäss Projektleiter Verkehrsplanung vom Amt für Mobilität werden jetzt mögliche Veloquerungen (Beantwortung der parlamentarischen Interpellation betreffend Verbesserungen bei der Veloquerung des Bahnhofs SBB) mit der SBB diskutiert. Die Verkehrsführung der Velospur ab Margarethenbrücke zu einer möglichen Velostation im Elsässertor ist noch nicht angedacht. Die Planer setzen die Planung des Veloschwerpunkts West und die dringend benötigten VeloPP mit Gleisanschluss einfach aus. Mehr darüber weiter unten.
Gesetzt ist: Der Regierungsrat sieht in seiner Antwort auf die oben erwähnte Interpellation unter aktiven Einbezug von Quartierorganisationen und Interessenverbänden vor, Varianten aus Sicht der Betroffenen beurteilen zu können. Auch wenn die Aufgabe komplex ist, VELOP.CH versucht die Variante einer provisorischen Velobahn mit Anschluss an eine Velostation im Elsässbahnhof oder Elsässertor-Parking zu skizzieren. Die Anregung geht auf die mittels Petition von Pro Velo und der Planungsgruppe geforderte Velobahn zurück, welche gleichzeitig mit der provisorischen Passerelle hätte geplant werden sollen.
.Ausbilck 2035
Dem Synthesebericht Zukunft Bahnknoten Basel vom 18. April 2017 entnommen: Im Bereich des zukünftigen Markthallenplatzes werden heute je nach Jahreszeit schätzungsweise bis zu ca. 1‘000 Velos wild parkiert. Durch den Bau der Personenunterführung West und die neue Margarethenbrücke mit direkten Abgängen zu den Perrons wird der Bedarf an Veloabstellplätzen in diesem Bereich weiter zunehmen. Ziel ist, den neuen Markthallenplatz frei von parkierenden Velos zu halten und die ganze Fläche den Fussgängern zur Verfügung zu stellen. Es sollen deshalb ca. 2‘500 unterirdische Veloabstellplätze geschaffen werden. Für die Lage und die Zufahrt eines neuen Veloparkings wurden verschiedene Varianten untersucht. Als Bestvariante soll folgende Anordnung weiterverfolgt werden:
Das 1. Parking-Untergeschoss des Elsässertorgebäudes wird in ein Veloparking mit einer unterirdischen Erweiterung unter dem Markthallenplatz umgebaut. Die Umnutzung setzt das Einverständnis der Eigentümerin des Elsässertorgebäudes voraus. Ansonsten muss das gesamte Veloparking unter Allmend (unter dem Markthallenplatz) gebaut werden.
Die Erschliessung des Veloparkings erfolgt von Westen ab der Viaduktstrasse (westlich des Knotens Markthalle) und von Osten ab der Centralbahnstrasse. Durch die Lage der Zufahrten kann der Knoten Markthalle vom Veloverkehr entlastet werden.
Die Kosten für das Veloparking werden auf CHF 19.5 Mio. geschätzt (exkl. MwSt., Kostengenauigkeit ±30%).
.Parlamentarier fordern Velohochbahn beim Bahnhof SBB
Mit dem Bau des Elsässertors sind zahlreiche VeloPP verschwunden. Fehlende Zustimmung des Eigentümers sowie eine sicherer Anschluss verunmöglichten bisher den Plan einer Velostation im Elsässertor umzusetzen. Mit einer Velobahn wäre zumindest der Anschluss gelöst. Zusätzlich wäre die im Konzept Stadtraum Bahnhof SBB skizzierten VeloPP auf den Perrondächern erreichbar. Siehe Testfahrt auf facebook.com.
Die hier angedachte Velohochbahn ist breit abgestützt, auch von Parteien, welche die Velos gerne auf Wegen abseits Verkehrsachsen verbannt haben wollen. Die Zustimmung ist darum von der Velolobby durchzogen. Die Denkmalpflege und das BAK hingegen müssten eine Velobahn parallel zur prov. Passerelle geführt theoretisch genehmingen, die rechtliche Grundlage dafür sind ja identisch mit derjenigen der provisorischen Fussgängerpasserelle. Ob die Velobahn der Urb-X als Provisorium eignet, kann hier unter Beweis gestellt werden. Die Velobahn als definitive Brücke installiert hätte bei der Denkmalpflege einen schweren Stand.
.Eine provisorische Velobrücke über die Bahngeleise ist sehr sinnvoll, weil während dem Neubau der Margarethenbrücke sowie dem im gleichen Zeitraum laufenden Bau des Projekts Nauentor auch auf der Peter Merian-Brücke mit erheblichen Verkehrseinschränkungen für den Langsamverkehr zu rechnen ist. Die provisorische Velopasserelle sollte so lange bestehen bleiben, bis auf der Peter-Merian- und Margarethenbrücke wieder genügend Kapazität für den anfallenden Veloverkehr besteht, schreiben der initianten der Motion 23.5452.01. DIe Stellungsnahme der Regierung:
Eine Ersteinschätzung von Fachleuten von Kanton und SBB zeigt, dass die mit der Motion gewünschte provisorische Velopasserelle in ihrer Konstruktion sehr aufwändig würde. Zudem hätte sie nur einen eingeschränkten Nutzen, da sie diverse Nachteile mit sich brächte, wie z.B. den grossen zu überwindenden Höhenunterschied zwischen der Überquerung der denkmalgeschützten französischen Bahnhofshalle und dem Niveau der Centralbahnstrasse.
.Die Kosten einer provisorischen Veloquerung dürften nahezu gleich hoch ausfallen wie bei einer definitiven Verkehrsbrücke über die Bahnanlagen, da auch für eine provisorische Lösung erhebliche Sicherheitsanforderungen zu erfüllen sind. Die Bau- und Genehmigungsprozesse im Bereich von Bahnanlagen sind aufwändig, für Provisorien von dieser Grösse sind keine vereinfachten oder verkürzten Verfahren möglich. Somit kann das Ziel, eine Verbindung über die Gleise bereits vor dem geplanten Baustart zur neuen Margarethenbrücke in Betrieb zu nehmen, auch mit einem Provisorium nicht erreicht werden.
Da dem Regierungsrat die Anbindung des Gundeldinger Quartiers an die Gebiete nördlich des Bahnhofs SBB mittels einer sicheren und schnellen Veloverbindung aber wichtig ist, möchte er die oben skizzierte Ersteinschätzung konsolidieren und ist bereit, die verlangte Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. In einem ersten Schritt soll die Ersteinschätzung in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten verifiziert werden, um zu erkennen, ob das Verhältnis zwischen Nutzen und Kosten verbessert werden kann. Ist dies der Fall, kann anschliessend eine vertiefte Machbarkeitsstudie lanciert werden. Die Planungsmittel hierfür sollen mit dem Ratschlag II betreffend Finanzierung der weiteren Arbeit im Zusammenhang mit dem Herzstück und dem Bahnknoten Basel beantragt werden. Der Regierungsrat plant, diesen im Laufe von 2024 dem Grossen Rat vorzulegen.
Langjährige Beobachter dürfen sich über das Engagement über die Quartiergrenzen hinaus freuen. Bedauerlich hingegen ist das vom Kanton vorgenommene Themensplitting. Die Veloquerung und VeloPP gehörten thematisch eigentlich zusammen und waren ursprünglich auch unter dem Veloschwerpunkt West zusammengefasst.
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